Das bedeutet, 225 Hektaren – 300 Fussballfelder! – strukturreichen und vielfältigen Lebensraum für einheimische Arten zu schaffen. Zur Erreichung dieses Ziels benötigt die Stadt die Unterstützung weiterer Grundeigentümer, wie institutionelle Eigentümer, Baugenossenschaften und natürliche Personen. Nachschlagewerke und das Förderprogramm 2024 schaffen Anreize. Mittels Beratung, Wissensvermittlung und finanzieller Unterstützung sollen die Eigentümer motiviert werden, hitzemindernde und ökologisch wertvolle Massnahmen auf Bodenflächen und Dächern anzubringen und Fassaden zu begrünen.
@PSP – Ausgabe 9, Februar 2023
Erfolgsfaktoren Biodiversität und Begrünung
Am 15. Januar 2024 fand am Standort in Zürich im Collaboration Lab über Mittag eine weitere Veranstaltung der PSP Academy statt. Im Zentrum des Anlasses standen Ziele, Herausforderungen und Lösungen rund um die Begrünung von Umgebungsflächen, Dächern und Fassaden von Liegenschaften.
Die Vorträge von Michael Hagenauer (Projektleiter bei Grün Stadt Zürich), Sebastian Meyer (Projektleiter beim Landschaftsarchitektur- und Umweltplanungsbüro planikum) und Thomas Kraft (Asset Manager bei PSP Swiss Property), boten den rund 70 Mitarbeitenden, die den Anlass vor Ort oder per Videoübertragung verfolgten, spannende Einblicke in die Welt der Begrünung und Biodiversität. Eröffnet wurde der Anlass durch Agathe Bolli, Sustainability & Communications Manager bei PSP Swiss Property.
Text: LST AG und Agathe Bolli. Fotos: Urs Pichler, planikum ag, PSP Swiss Property AG
Ökologische Aufwertung der Umgebung
Wir streben an, das Potenzial zur Förderung der Biodiversität besser auszuschöpfen, indem wir die Umgebung unserer Immobilien – wo möglich auch die Terrassen, Fassaden und Dächer – ökologisch aufwerten. Langfristiges Ziel ist ein Beitrag zur Verbesserung der Biodiversität und zur Entgegenwirkung unerwünschter Hitzeinseln in der Stadt. (PSP-Geschäftsbericht 2022)
Weniger Hitze und mehr Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Ziel der Stadt Zürich ist es, so der erste Referent Michael Hagenauer von Grün Stadt Zürich, 15 Prozent des Siedlungsgebiets bis 2040 ökologisch aufzuwerten.
Wie das konkret aussieht, zeigte Hagenauer anhand von erfolgreichen Beispielen wie der Fassadenbegrünung des Hotel Alma an der Mainaustrasse, der Entsiegelung des Josefhofs an der Josefstrasse zu einem grünen Aufenthaltsraum sowie der Umwandlung eines Kiesdachs in Höngg. Dank der ökologischen Aufwertung konnte dort aus einem unbelebten Dach, auf dem im Sommer Temperaturen zwischen 60-80 Grad auf der Dachabdichtung herrschen, ein ökologisch wertvoller Lebensraum für Insekten geschaffen werden, da bei begrünten Dächern die Temperaturen kaum über 35-40 Grad steigen.
Imagegewinn mit Wohlfühlfaktor dank professioneller Begrünung
Anhand der Massnahmen zur Förderung der Biodiversität an der PSP-Geschäftsstelle in Zürich zeigte Sebastian Meyer von planikum, wie man ein solches Projekt angeht, welches die Herausforderungen sind und wie man die vom Kunden gestellten Ziele erreicht.
Zielvorstellungen von PSP Swiss Property:
- Die Geschäftsstelle Zürich an der Seestrasse 353 dient als Showcase für die Mieter. Die Begrünung soll einladend sein und die Umgebung aufwerten.
- Das Begrünungsprojekt mit speziellem Fokus auf Biodiversität soll als Vorlage für weitere Umgebungsarbeiten im PSP-Portfolio dienen.
«Als allererstes», so Meyer, «nehmen wir eine Standortanalyse vor, mittels welcher dem Kunden die Möglichkeiten aufgezeigt werden.»
Neben dem aktuellen ökologischen Wert der Gebäudeumgebung - welcher eher gering ist - wurden auch Naturwerte in der Umgebung analysiert, wie zum Beispiel Niststandorte für Mauersegler, das Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten, welche für eine Umgebungsgestaltung relevant sind, oder das Vorhandensein von Vernetzungsachsen.
Das darauf aufbauende Aufwertungskonzept beinhaltet eine Bepflanzung mit einheimischen Pflanzen und Bereitstellung von Ruderalflächen für Pioniervegetation. Das Resultat trägt nicht nur zur biologischen Vielfalt bei, sondern wirkt inspirierend und beruhigend auf die Nutzerinnen und Nutzer der Liegenschaft sowie Passanten.
Bausteine für die Biodiversitätsförderung (auf, am und um das Gebäude herum)
- Dachbegrünung, Biodiversitätsdach, EnergieGrünDach
- Fassaden- und Wandbegrünung
- alte Bäume erhalten und neue Bäume pflanzen
- Wildsträucher, Wildstauden und Hecken
- Blumenrasen und Blumenwiesen
- Ruderalflächen (brachliegende Flächen)
- sicker- und bewuchsfähige Wege und Plätze
- Feuchtstandorte, Tümpel und Weiher
- Retentionsbecken und Versickerungsflächen
- Gemüsegarten, Hochbeete
- Nisthilfen für Fledermäuse, Mauersegler, Singvögel, Wildbienen, usw.
- Kleinstrukturen aus Holz und Stein
Nebst zu hohen Kosten sind es oft Auflagen aufgrund von Baubewilligungen oder angrenzenden Nutzern (z.B. SBB) und Naturschutzorganisationen, die Schranken setzen. Meyer nennt die Faktoren, die zum Erfolg führen, «verständliche Konzepte, ein gutes Projektteam und viel Erfahrung». Diese helfen, Ansprüche an Gestaltung und Nutzung mit den Zielen der Biodiversitätsförderung geschickt zu kombinieren, wodurch die Massnahmen modulartig auf andere Objekte skaliert werden können.
Einfachere Vermietung nach Begrünung
«Der Auftritt unserer Liegenschaft liegt ab der Parzellengrenze in unseren Händen.» Dies die Worte von Thomas Kraft, Asset Manager bei PSP Swiss Property, der Beispiele der Biodiversitätsförderung anhand der eigenen PSP-Liegenschaften aufzeigte.
Von einer «uninspirierten, eintönigen und wenig einladenden ökologischen Wüste» verwandelte sich die Geschäftsstelle Zürich zu einer Augenweide für den Menschen und zu einem neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Thomas Kraft weist darauf hin, dass ein Drittel der beurteilten Tier- und Pflanzenarten in der Schweiz vom Aussterben bedroht sind. Dem können wir mit solchen Projekten entgegenwirken.
Die Herausforderung bei der Begrünung der meist städtischen PSP-Liegenschaften sind gemäss Kraft «die geringen Aussenflächen sowie anspruchsvolle Mieter». Es gilt hierbei auch, Verständnis für die Ästhetik einer naturnahen Umgebung entwickeln und es an Bewirtschafter, die Hauswarte, aber auch an die Mieter weiterzugeben. Dass man erfolgreich biodivers begrünen kann, zeigte Kraft anhand von Beispielen. So ist die begrünte Dachterrasse der Atmos-Liegenschaft in Zürich bei den Nutzerinnen und Nutzern sehr beliebt ist, sei es über die Mittagszeit, aber auch als erweiterter Arbeitsraum. Oder die Förrlibuckstrasse 10 in Zürich, wo mit der Wädenswiler Staudenmischung (ZHAW) «Sommerwind» gearbeitet wurde, die zu jeder Jahreszeit ein neues Erscheinungsbild hervorzaubert. Laut Kraft scheint der Aufwand für den Unterhalt solcher Mischpflanzungen ähnlich zu sein wie bei einer konventionellen Umgebungsgestaltung.
«Im Jahr 2011 lag der Leerstand der Liegenschaft Förrlibuckstrasse 10 bei 35%. Nach der Umgestaltung im Jahr 2014 lag er bei 2%.» Thomas Kraft, Asset Manager bei PSP.
Kraft fordert die Mitarbeitenden mit konkreten abteilungsspezifischen Hinweisen auf, Überlegungen zur Förderung der Biodiversität in ihrem Bereich vermehrt einzubringen und Massnahmen umzusetzen.
Potential ausnutzen
Die Vorträge zeigten, dass Biodiversität und Begrünung nicht nur für einen schönen Anblick sorgen und Imageträger sind, sondern sich direkt auf eine gute Vermietung und somit auf den Erfolg des Unternehmens auswirken. Dazu kommt, dass sich nicht nur Mitarbeitende und Besucher in einem biodiversen grünen Umfeld wohler fühlen, sondern auch Tiere neuen Lebensraum erhalten und Pflanzen besser gedeihen. Viele gute Gründe für die PSP-Mitarbeitenden, sich die Hinweise von Kraft zu Herzen zu nehmen.