„Digitaler Zwilling“ und „BIM“ sind Schlagwörter, um die man in der Immobilienszene fast nicht mehr rumkommt. Als Digital Innovation Officer interessiert es mich immer zu erfahren, wie sich all diese Errungenschaften der Digitalisierung in der Praxis bewähren. Könntest du uns kurz erklären, wie diese zur Performance Gap-Analyse eingesetzt wurden?
Es ist eine Tatsache, dass viele Neubauten die angestrebten Vorgaben bezüglich Energieverbrauch und Behaglichkeit nicht erreichen. Es gibt also in der Regel einen sogenannten „Performance Gap“ zwischen IST und SOLL. Die Ursachen können technischer Art sein oder bei vereinfachten standardisierten Berechnungsgrundlagen liegen, aber auch von der Simulation abweichendes Wetter bzw. Klima haben einen Einfluss, und natürlich das Nutzerverhalten.
Gerade bei einem Vorzeigebau in Sachen Nachhaltigkeit wie dem Grosspeter Tower ist es wichtig, diesen Gap frühzeitig zu erkennen und anzugehen. Bereits in der Bauprojektphase hat der Fachingenieur ein Gebäudemodell zur Ermittlung der künftigen Energieverbräuche entwickelt. Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir dann einen „Digital Twin – As Built“ erstellt.
Zu Beginn arbeitet man für die Simulation des Energiebedarfs mit Normwetterdatensätzen, nach Inbetriebnahme des Gebäudes werden Echtzeit-Wetterdaten verwendet. Damit wird dann der IST-Zustand verglichen. So können wir den Performance Gap auf hohem Level analysieren, und dank der Visualisierung erfolgt dies auf sehr intuitive und flexible Weise.
Und, was hat denn diese Analyse ergeben?
Die Analyse zeigt schonungslos auf, was nicht gut ist. Diese Wahrheit ist nicht immer angenehm. So haben wir zum Beispiel mit Hilfe des Monitorings erkannt, dass der geforderte Wirkungsgrad der Wärmerückgewinnung bei den Lüftungsanlagen nicht erreicht wurde. Der effektive Verbrauch für Heizung und Kühlung lag deshalb etwa 4.5 Mal höher als im Modell berechnet. Die Wärmerückgewinnung wurde inzwischen ersetzt.
Es gibt aber auch plausible Abweichungen. Beispielsweise lag der Brauchwarmwasserverbrauch für das Hotel rund doppelt so hoch wie in der Ausführungsphase geplant. Die sehr hohe Auslastung des Hotels während der Berichtsperiode relativierte jedoch diesen Gap weitgehend.
«Die Analyse zeigt schonungslos auf, was nicht gut ist.»